Netzhaut liefert Hinweise auf Schizophrenie-Risiko
Eine internationale genetische Assoziationsstudie hat Hinweise darauf gefunden, dass spezifische Zelltypen in der menschlichen Netzhaut mit dem genetischen Risiko für bestimmte neuropsychiatrische und neurologische Erkrankungen verknüpft sind. Insbesondere Amakrinzellen wurden mit einem erhöhten Risiko für Schizophrenie und Immunzellpopulationen der Netzhaut mit Multiple Sklerose in Verbindung gebracht. Bei Multipler Sklerose zeigte sich ein Zusammenhang zwischen genetischem Risiko und einer Zunahme der Dicke der Nervenfaserschicht. Für andere untersuchte Erkrankungen konnten keine konsistenten zelltypspezifischen Netzhautveränderungen festgestellt werden.
Die Forschenden kombinierten genetische Daten aus sieben großen Krankheiten – darunter Schizophrenie, bipolare Störung, Depression, Multiple Sklerose, Parkinson-Krankheit, Alzheimer-Krankheit und Schlaganfall – mit Genexpressionsdaten einzelner Netzhautzellen von Menschen, Makaken und Mäusen. Das Ergebnis unterstreicht das Potenzial der Netzhaut zur Untersuchung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Amakrinzellen als Schlüsselfaktor
Zelltyp-Anreicherungsanalysen wurden mithilfe von Multi-Marker Analysis of Genomic Annotation (MAGMA) durchgeführt. Die strukturelle Relevanz der genetischen Befunde wurde zusätzlich durch Netzhautbildgebung und Genotypisierungsdaten aus der UK-Biobank (Anm. d. Red.: Die UK-Biobank ist eine langfristige prospektive Biobankstudie im Vereinigten Königreich, die nicht identifizierte biologische Proben und gesundheitsbezogene Daten von einer halben Million Menschen enthält.) überprüft (n > 36.000). Die stärkste zelltypspezifische Anreicherung des genetischen Risikos für Schizophrenie zeigte sich in Amakrinzellen, die an der synaptischen Signalverarbeitung beteiligt sind. Ein höheres polygenes Risiko für diese Erkrankung war auch mit einer Ausdünnung der inneren plexiformen Schicht der Netzhaut assoziiert.